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Wie findet Kindergarten online statt?

Posted on 10.06.2020 - 06:32

Von einem Tag auf den anderen hieß es, während der Schulschließung für die Kindergartenkinder ein Online-Angebot zu entwickeln. Wie haben die Erzieher*innen aus dem Kindergarten auf diese Nachricht reagiert? Wie haben sie das umgesetzt? Und wie ist es ihnen dabei ergangen? Eine Erzieherin und zwei Erzieher und die DaZ-Fachkraft aus dem Kindergarten der DSTY plaudern aus dem Nähkästchen.

 

Hallo ihr Lieben, möchtet ihr euch kurz vorstellen?

«Mein Name ist Ashley Bernier.»

«Mein Name lautet Christian Dötsch und ich arbeite gemeinsam mit Ashley in Maulwurfgruppe.»

«Ich heiße Jens Hubert und ich bin Erzieher der Hasengruppe.»

«Ich bin Larissa Kendzia und unterrichte DaZ im Kindergarten.»

 

Könnt ihr mir drei Stichwörter nennen, die euch spontan zum Online-Angebot Kindergarten einfallen?

Ashley: #1 kreativ, #2 anstrengend #3 zeitintensiv (die Vorbereitung)

Christian: #1 Videoanfertigung #2 Innovation #3 Medienpädagogik

Jens: #1 herausfordernd #2 spannend #3 aufwendig

Larissa: #1 Herausforderung #2 Kreativität #3 Vielfältigkeit

 

Was war euer erster Gedanke, als ihr erfahren hattet, dass künftig der Kindergarten online stattfinden wird? 

Ashley: «Ernsthaft? Für den Kindergarten? Nicht euer Ernst!»
Christian.: «Meine ersten Gedanken waren, wie wir ein solches Onlineangebot wohl gestalten würden: Welche Angebote können wir den Kindern anbieten? Wie sieht die Kommunikation unter den Kolleg*innen aus?

Jens: «Ich freue mich eigentlich immer, wenn etwas Neues oder vielleicht auch Unbekanntes in unserer Arbeit auf uns zu kommt und man neue Strukturen entwickeln muss. Daher war mein erster Gedanke: "Oh, das wird sicher Spaß machen!"»

 

Wovor hattest du am meisten Respekt? Hat sich dies bewahrheitet? 

Christian.: «Am meisten Respekt hatte ich vor den Onlinetreffen mit unseren "Maulwürflingen", da ich davon ausgegangen war, dass sich dies von einem persönlichen Treffen deutlich unterscheiden würde. Dies hatte sich bei mir auch zum Teil bewahrheitet, da Gespräche mit den Kindern normalerweise mit einer Aktivität verknüpft sind. Das war während einer „Google Meet“ Sitzung natürlich nicht in der Form möglich. Daher benötigten manche Kinder ein wenig mehr Zeit, um sich an die neue Begegnungssituation zu gewöhnen. Andere Kinder hingegen zeigten sich von Beginn an sehr erfreut, uns virtuell an ihrem Leben teilnehmen zu lassen oder auch Familienmitglieder vorzustellen. 

Jens: «Zum Glück war der Einstieg in unser Online-Programm ja sehr sacht, da wir die erste Woche noch zusammen mit den anderen Gruppen planen konnte. Dadurch hatte ich auch schon eine ungefähre Vorstellung, wie ich das Angebot umsetzen möchte. Was mir immer noch am meisten Sorgen machte, ist es etwas zu vergessen. Sei es eine Datei, Rechte am Ordner zu verteilen oder etwas im Video. Daher überprüften wir in der Hasengruppe auch alles gemeinsam und doppelt. Es gab dann auch wenig Aussetzer!»

Larissa: «Ich hatte viel Respekt vor dem Zeitmanagement, denn man braucht viel Ruhe und Zeit ohne Kinder und Mann im Homeoffice!»

 

Wie sah ein Arbeitstag von dir aus? 

Ashley: «Ich stand morgens meist um 7 Uhr auf. Nachdem meine Kinder versorgt waren, setzte ich mich an den Computer: Emails checken und beantworten, Online Programm aufrufen und kontrollieren, Ideen suchen für das Online Programm und diese auch ausprobieren, Anleitungen auf Verständlichkeit und Altersgruppe kontrollieren. Dann sehr wichtig, das Mittagessen haha! Ich machte die Inhalte mit meinem Sohn durch, der 5 Jahre alt ist und dadurch auch was lernen konnte. Und ich konnte sehen, ob meine Anleitungen verständlich waren. Dazu gehörte auch Videos zu drehen und dabei Nervenzusammenbruch und Lachanfall bekommen, Video zusammenschneiden wie bspw. Morgenkreisvideo, Aufgaben, und zwischendurch die moderne Welt kurz verfluchen...»

Jens: «Ich stand um einiges später auf, ungefähr um 8 Uhr und genoss erst einmal ein kleines Frühstück mit Kaffee. Anschließend sah ich nach meinen Emails und machte mich an die Planung der nächsten Woche. Oft hatte ich kleinere Pausen dazwischen und versuchte mich etwas zu bewegen. Im Vergleich zum normalen Vormittag im Kindergarten war mein Arbeitstag jetzt viel ruhiger und man konnte sich seine Zeit selbst sehr gut einteilen. Allerdings verschwammen auch langsam die Grenzen zwischen Beruf und Privat, wodurch man auch gerne mal am Abend oder am Wochenende "kurz" etwas für die Arbeit machte.»

Larissa: «Mit zwei kleinen Mädchen und einem Mann im Homeoffice musste der Arbeitstag sehr früh beginnen, am besten so um 5.00 Uhr morgens, bevor die Kinder aufwachten. Nach dem Mittagessen, wenn dann die beiden Kleinen hoffentlich auch gleichzeitig ihren Mittagsschlaf hielten, hatte ich ein weiteres Zeitfenster. Und abends übernahm mein Mann die Kinderbetreuung und dann konnte ich auch wieder arbeiten. Auch die Wochenenden wurden intensiv dafür genutzt.» Zu ihrem Arbeitsplatz zu Hause berichtet Larissa: «In unserer kleinen Wohnung war unser Wohnzimmer Spielzimmer der Kinder, Homeoffice von meinem Mann und gleichzeitig auch mein Arbeitsplatz mit den DaZ-Materialien. Anfangs ging das gar nicht gut. Die Kinder fanden die DaZ-Materialien so interessant und haben alles durcheinandergebracht. Glücklicherweise haben wir einen kleinen Dachboden, den man über eine Leiter erreicht. Da habe ich dann ein kleines DaZ-Zimmer eingerichtet und konnte in Ruhe vorbereiten.»

 

Was machte dir bei den Online-Angeboten am meisten Spaß? Was war eher mühsam? 

Alle sind sich einig: «Es machte viel Spaß, Aufgaben für die Tagespläne zu suchen und diese auch auszuprobieren.» Ashley meint: «Vieles macht man ja so im Alltag mit den Kindern nicht, zum Beispiel Bilderbücher vertonen, was mir sehr gefiel.» Auch Christian fügt bei: «Viel Freude hatte ich bei der Erstellung von diversen Medien. In diesem Bereich habe ich technisch gesehen auch unheimlich viel dazugelernt.» 

Eine Schwierigkeit für die Erzieher*innen war sicher, dass sie auf die Hilfe und Unterstützung der Eltern angewiesen waren. Dazu meint Ashley: «Ich hatte immer ständig Sorge, dass das Programm nicht abwechslungsreich oder interessant oder verständlich genug war. Ich konnte den Kindern all dies nicht selber beibringen. Wir waren auf die Hilfe der Eltern angewiesen, dies dann durchzuführen und die mussten die Aufträge ja dann auch verstehen. Ich hatte ständig das Online Programm im Kopf und schaltete bis vor den Ferien eigentlich kaum ab.»

Ashley: «Mühsam war definitiv der Umgang und das Erlernen der Technik. Über die letzten Wochen konnte ich definitiv einige neue Fähigkeiten dazulernen, dennoch war es energieraubend, sehr zeitintensiv und stressig, besonders dann, wenn die Technik einen Strich durch die Rechnung machte.» 

 

Was hatte euch während diese Zeit mit den Online-Angeboten besonders gefreut? 

Es wird schnell klar: «Die vielen positiven und aufmunternden Rückmeldungen und Videobotschaften der Kinder und Eltern zu unseren Angeboten waren sehr erfreulich.» Ashley betont: «Mich haben einige liebevolle Nachrichten erreicht, wo die Eltern sich einfach nur bedankt haben.» Und Christian fügt an: «Die Fotos und Texte oder auch persönlichen Rückmeldungen während den Onlinetreffen dokumentierten die freudige Teilnahme an den vorbereiteten Angeboten.»

Ashley ergänzt: «Und meine Kolleg*innen sind einfach die Besten! Sie waren alle geduldig und sehr hilfsbereit und alle steckten voller guter Ideen und waren sehr kreativ!»

Larissa erzählt: «Mich haben die vielen Rückmeldungen zu unserem DaZ-Angebot über Fotos und Videos von den Kindern und Eltern sehr gefreut. Es war auch sehr schön zu hören und sehen, wie viele Eltern so gut Deutsch sprechen!»

 

Was hast du am meisten von der Kindergartenarbeit vor Corona vermisst? 

«Wir vermissten einfach die Kinder, deren Lachen, die direkte Kommunikation und Interaktion und das Beisammensein. Es ist viel schöner zu sehen, wie die Kinder direkt auf etwas reagieren und wir uns als Erziehenden darauf beziehen und somit auch auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen können.»

Ashley und Jens fügen hinzu: « Wir vermissten auch die Zusammenarbeit mit unseren Kolleg*innen und den täglichen Tapetenwechsel.» Larissa meint: «Mir fehlten die direkten Beobachtungen, wie die Kinder in kürzester Zeit ihre Deutschkenntnisse verbessern und erweitern oder plötzlich mit dem Deutschsprechen beginnen.»

 

Vielen Dank euch für die interessanten Schilderungen aus dieser verrückten Zeit und nun wieder viel Freude bei der Arbeit mit den Kindern im Kindergarten!

 

Christian online

 

DaZ Online