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Der Weg zu einem etwas anderen Abitur

Posted on 18.06.2020 - 13:40

Die Reifeprüfung oder an den deutschen Auslandsschulen die „Deutsche Internationale Abiturprüfung“, die mit der allgemeinen Hochschulreife und die Abschlussprüfungen der Fachoberschule, die in der Fachhochschulreife münden, stellen nach zwölf Jahren schulischer Ausbildung an der Deutschen Schule Tokyo Yokohama die beiden höchsten erreichbaren Abschlüsse dar.

An sich ist dies nicht Besonderes, dies änderte sich allerdings, auch schulisch betrachtet, schlagartig zum geplanten Schulbeginn Anfang März 2020. Die globale Pandemie, ausgelöst durch Covid-19, hat schnelle Lösungen gefordert, besonders für die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten sowie für unsere Fachoberschülerin und unseren Fachoberschüler. Glücklicherweise wurden die Abiturprüfungen bereits im Februar geschrieben, wodurch ein großer organisatorischer Meilenstein vor der Schulschließung abgeschlossen war.

Es mussten lernplanrelevante Lerninhalte behandelt und dringende Klausuren geschrieben werden, die notwendig zur Erlangung der Abschlüsse waren. Hierdurch wurden alle Pläne gründlich durcheinander gebracht. Klausuren wurden umgelegt und der gesamte Schulalltag musste quasi „neu erfunden“ werden. Nerds waren schon immer besser als ihr Ruf und so kam es, dass in Windeseile die Lernplattform „NERDL“ implementiert wurde. Die Schülerinnen und Schüler als auch das engagierte Kollegium der DSTY haben sich zwar nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit der neuen Lernumgebung und -plattform eingearbeitet. So gab es einen „NERDL-Helpdesk“, sozusagen ein Chatraum für Lehrerinnen und Lehrer, in dem NERDL-Probleme besprochen wurden. Die Schülerinnen und Schüler mussten sich ebenfalls urplötzlich mit dem neuen Alltag arrangieren. Es reichte nicht mehr, die Hausaufgaben zu einem bestimmten Datum gemacht zu haben, sondern mussten diese auch noch per „jpeg“ oder „pdf“ auf Nerdl hochgeladen werden. Aber auch diese Probleme konnten gelöst werden und alle Beteiligten konnten nur „dazulernen“!

Glücklicherweise konnten somit alle Wochenstunden komplett abgedeckt werden. Dies gelang durch wöchentliche Videokonferenzen und Arbeitsaufträge über NERDL. Selbst die noch ausstehenden Klausuren wurden in der Oberstufe, unter der Beaufsichtigung der jeweiligen Fachlehrerinnen und Fachlehrer, online geschrieben. Unser armer Oberstufenkoordinator hat sicherlich noch nie so viele Termine in so kurzer Zeit anpassen müssen! Nachdem die Präsentations- und mündlichen Prüfungen für  das Abitur und die Fachoberschule beendet waren, konnte die DSTY glücklicherweise die Prüfungen für das Schuljahr 2020/2021 als beendet ansehen. Die Planung und Durchführung der Zeugnisübergabe stellte die nächste Aufgabe dar. Eine Übergabe der Zeugnisse in Anwesenheit der gesamten Schulgemeinde in der Aula war leider im „Coronajahr“ nicht möglich. Um den Absolventinnen und Absolventen eine angemessene Würdigung zu geben, fand die Zeugnisübergabe dieses Jahr mit einer stark begrenzten Anzahl von Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Turnhalle unter Berücksichtigung der Infektionsschutzmaßnahmen statt.

Auch wenn sich der beschriebene Ablauf eher unspektakulär liest, so sollte man beachten, dass dies in der aktuellen Situation keine Selbstverständlichkeit darstellt. Diese Normalität und auch Reaktion auf eine noch nie dagewesene Situation war nur realisierbar durch ein engagiertes Kollegium und auch tolle Schülerinnen und Schüler, die wir an der DSTY haben. Angesichts der unglaublichen Dynamik wurden ständig Prozesse angepasst und verbessert und es ist fraglich, ob dies in dieser Form an jeder Schule funktioniert hätte. Das „Coronabi“ wird allen Beteiligten sicher ein Leben lang in Erinnerung bleiben und „mit Abstand betrachtet“ kann man auch diesem schweren zweiten Halbjahr etwas Positives abgewinnen, nämlich, dass wir dies gemeinsam durchgestanden und erfolgreich beendet haben!

 

Daniel Meißner (Klassenlehrer 12F)